Konferenzbericht | 02. März 2023

Abstracts der Pecha Kucha-Impulsvorträge

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Konferenzbericht
Gutenberg-Graffiti am Rheinufer in Mainz

Abstracts für 3. Culture Community Plenary

"Gutenberg-Graffiti am Rheinufer in Mainz" CC-BY 4.0 Autor:in: Thomas Kollatz / Hans-Werner Bartz

Mit der Einladung zum dritten NFDI4Culture Community Plenary, haben wir die Mitglieder unsere Community dazu eingeladen, im Pecha-Kucha-Format eine Vision zur digitalen Zukunft Ihres Faches mit uns zu teilen. Sie haben 6:40 Minuten dafür Zeit und präsentieren 20 Folien á 20 Sekunden. Bei den Vorträgen konnten aus der Perspektive der Institution oder Forschungsgruppe eine Position zu einer der drei folgenden Leitfragen entwickelt werden:

  • Die Zukunft hat schon begonnen: Welche zukunftsweisenden Methoden der Gegenwart zur Erzeugung von und Forschung mit Daten müssen wir in NFDI4Culture berücksichtigen?
  • Wir bauen die Zukunft: NFDI4Culture im Jahr 2028. Was wird notwendig sein, wo wollen wir stehen?
  • Der Blick zurück aus der Zukunft: Geistes- und kulturwissenschaftliche Forschung im Jahr 2040. Wie haben NFDI und NFDI4Culture das Forschen, Publizieren und die Lehre verändert?

Im Folgenden findet Ihr die Abstracts der eingereichten Impulsvorträge. Weitere Vorträge sind geplant, entsprechende Informationen folgen noch.

Robert Nasarek, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Titel: 2028, die NFDI4Culture hat es geschafft eine Infrastruktur und Kultur aufzubauen, die es ermöglicht Daten einfach zu erstellen, zu verteilen und nachzunutzen

Abstract: Durch Veranstaltungen, Helpdesk und Informationsmaterial ließ sich die Data Literacy deutlich erhöhen. Forschende wissen, wie eine erfolgreiche Digitalisierung und Anreicherung digitaler Kulturgüter ablaufen muss - oder können sich in der NFDI4Culture darüber informieren. Tools und Standards konnten derart gefestigt werden, dass Daten viel leichter erstellt, verbunden, verglichen und verstanden werden. Jedes Forschungsvorhaben, ob klein oder groß, besitzt Möglichkeiten zur FAIRen Datenpublikation und –archivierung oder findet alle benötigten Informationen um eigenständiger Provider zu werden. Dies wurde erreicht durch eine Zentralisierung der Informationen und Weiterbildungsmöglichkeiten, der Standardisierung und Verbreitung von Referenzmodellen und Schnittstellen, und des Herausstellens bzw. der Weiterentwicklung geeigneter Werkzeuge und Diensten - ohne jedoch Lösungen zu monopolisieren oder politisieren.

Julia Rössel, DDK Foto Marburg

Titel: Building(s in the) future – Monuments online

Abstract: Wir stellen uns vor: Wir möchten 2028 innerhalb Deutschlands verreisen und Geschichte und Kultur eines Ortes erkunden. Suche, Kartenansichten oder Bilderkennung vor Ort, Informationen zu einem denkmalgeschützten Ort, einem Bauwerk, einer Sammlung und den darin enthaltenen Objekten - alles entfaltet sich mit wenigen Klicks. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen könnten Objekte des kulturellen Erbes automatisch identifiziert, beschrieben und durch Geodaten lokalisiert werden, um die Erschließung neuer Daten zu erleichtern. Diese Ersterfassung wäre ein Ausgangspunkt der zuständigen Denkmalpflegebehörde für die Prüfung des Denkmalstatus. Sie würde in Folge der Prüfung die Daten um fachliche Informationen ergänzen. Darüber hinaus kann die Datensammlung aber auch durch Crowdsourcing ergänzt werden, indem Bürgerinnen und Bürger sich aktiv daran beteiligen, Informationen zu korrigieren oder ergänzen, um die Datensammlung weiter zu verbessern und zu erweitern. Dies würde dazu beitragen, dass das Kulturerbeportal eine dynamische und sich ständig weiterentwickelnde Plattform bleibt.
Von einem Datensatz meines Lieblingsbauwerks mit den wichtigsten Informationen kann ich mich zu anderen Webseiten weiterklicken, in Bibliothekskatalogen oder Webshops nach Medien suchen, die das Bauwerk behandeln. Ich kann Eintrittskarten zum Besuch der Räumlichkeiten kaufen und in den Sozialen Medien teilen, wo ich mich gerade befinde, um Freunde vor Ort zu treffen. Weil es mir so gut gefallen hat, kann ich auch von zu Hause aus virtuelle Touren durch mein Lieblingsgemäuer unternehmen. Ich kann herausfinden, ob es besondere Veranstaltungen an diesem Ort gibt oder ob ich hier vielleicht sogar eine Familienfeier ausrichten könnte. Hier kann ich auch recherchieren, welche Bauwerke oder historischen Orte in meiner Umgebung vom Verfall bedroht sind, und was es braucht, um sie zu schützen.
In dieser Utopie wäre die Nutzung von Daten zum Kulturerbe in Deutschland ein wichtiger Baustein zu seinem Erhalt und Förderung. Das Portal und die dort zugänglichen Daten würden eine breite und offene Kulturvermittlung ermöglichen und dazu beitragen, die kulturelle Vielfalt und Geschichte Deutschlands für alle zugänglich zu machen.
Doch wie nähern wir uns dieser Utopie an? Dieser Frage möchten wir uns widmen und vor allem alle, die sich bereits auf dem Arbeitsfeld bewegen, motivieren, mit uns zu träumen und aktiv zu werden.

Sol Sarratea, Gewinnerin 3D-Hackathon Creating New Dimensions

Titel: Rechnergestützter Ansatz für die Gestaltung der Zukunft

Abstract: Computational Thinking ist mehr als nur eine Reihe von Fähigkeiten, die von Programmierern verwendet werden; Es ist ein Problemlösungsansatz, der in vielen verschiedenen Kontexten angewendet werden kann. Während dieser Präsentation werde ich einige der Methoden vorstellen, die ich zur Bewältigung von Herausforderungen im Bereich des Softwareentwicklers anwende. Durch die Kombination mit der maeutischen Methode, einer sokratischen Technik, bei der Fragen gestellt werden, um tiefere Einblicke zu gewinnen, werden wir neue Perspektiven auf die Zukunft des digitalen Erbes eröffnen.

Susanne Krömker und Steffen Bauer, Interdisziplinäres Zentrum für wissenschaftliches Rechnen, Visualisierung und Numerische Geometrie Gruppe

Titel: "Die beschriftete Altarplatte in St. Peter, Reichenau Niederzell"

Abstract: In der Kirche St. Peter auf der Insel Reichenau, Bodensee, befindet sich eine einzigartige Altarplatte mit mehr als 300 Namen als Tinten und Ritzungen aus der Zeit von 900 bis 1200 n. Chr. Diese Platte haben wir im März 2021 mit unserem 3D-Scanner erfasst und mit Methoden des wissenschaftlichen Rechnens ausgewertet. Seither ist die Altarplatte wieder unter einer Eichenholzabdeckung für die Öffentlichkeit unzugänglich.
Die 3D-Daten bestehen aus einem Netz aus Dreiecken, auf denen wir mit der an der Universität Heidelberg entwickelten Software GigaMesh die Ritzungen anhand der Oberflächenkrümmung analysieren. Diese Informationen können wir in einem Webinterface in Falschfarben sichtbar machen und mit den originalen Farbaufnahmen überblenden. Zudem ist es möglich zu einzelnen Namen zu navigieren oder den Einfallswinkel des virtuellen Lichtes zu verändern, was die Erkennbarkeit weiter verbessert.

Samuel Mund, Center for World Music - Stiftung Universität Hildesheim

Titel: #aunt_nancy: eine (digitale) Utopie

Abstract: Welche Rolle werden digitale Archive im Jahr 2040 spielen? Obwohl die sogenannte „digitale Revolution“ schon vor mehr als drei Jahrzehnten begann, bleiben audiovisuelle Archive im Jahr 2023 weit hinter der Fülle an Zugangs- und Verwendungsmöglichkeiten zurück. Der Vortrag überspringt dringend notwendige technische Verfeinerungen und erforderliche politische Prozesse und illustriert anhand einer fiktiven Plattform, wie ein öffentliches audiovisuelles Archiv im Jahr 2040 funktionieren könnte. Dabei wird erstens auf technische Aspekte wie etwa deep learning, neuronale Netzwerke und big data / information retrieval eingegangen, zweitens ein Blick auf die Bedienbarkeit des skizzierten digitalen Archivangebots geworfen, und drittens ethische und rechtliche Implikationen der Verfügbarmachung großer Mengen an digitalen Inhalten kritisch diskutiert.

Johannes Wolf, arthistoricum.net - Fachinformationsdienst Kunst, Fotografie, Design - SLUB Dresden

Titel: #FreeAnnotations

Abstract: Bildannotationen sind schon heute zentraler Bestandteil des digitalen Forschungsprozesses in den Geistes- und Kulturwissenschaften. Wir sind davon überzeugt, dass die Bedeutung von nutzerorientierten Annotationswerkzeugen für die Erhebung, Speicherung und Publikation von Meta- und Forschungsdaten in Zukunft noch weiter zunehmen wird. In unserem Vortrag wollen wir deshalb auf Basis eines fiktiven Entwicklungstandes unseres arthistoricum.net III-Viewers (Mirador III) eine Zukunftsvision für die Arbeit mit Bildannotationen und deren Zirkulation im Forschungskreislauf entwickeln.

Barbara Fischer, Deutsche Nationalbibliothek

Titel: "An Ecosystem of Linked Data - Authority Files beyond Librarian Use"

Abstract: Alles dreht sich um Daten in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur. Doch findet man zwischen den vielen Nullen und Einsen die Information, die man sucht? Menschen und Maschinen sind auf semantische Referenzpunkte als Orientierungsmarken angewiesen. Normdaten liefern - gleichermaßen für Maschinen und Menschen lesbar - eindeutige Sucheinstiege, dauerhafte Identifikatoren und ein definiertes Set von identifizierenden Merkmalen. Der größte Hub an zuverlässigen Normdaten für ganz unterschiedliche Entitätstypen im deutschsprachigen Raum, von Personen bis Allgemeinbegriffen, von Orten bis Werken, ist die Gemeinsame Normdatei. Diese stellen wir Ihnen kurz vor, damit Sie sie nachnutzen können: kostenfrei zur Verbesserung Ihrer Daten und zu Ihrer Arbeitserleichterung.

Tilman Baumgärtel, Hochschule Mainz

Titel: Bedarfe für Forschungsdaten für die Medienkunstforschung anhand eines Künstlernachlasses als Fallbeispiel

Die Pecha-Kucha-Vorträge werden während des Plenarys am Donnerstag, den 30. März 2023, von 16 – 17:45 Uhr stattfinden.