Nachricht | 17. Mai 2022

Die GND und NFDI4Culture gemeinsam für bessere Daten

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GND LOGO Prisma

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"Grafik zur Gemeinsamen Normdatei (GND)" Autor:in: DNB, Besitzer:in: DNB

Im Kontext der Weiterentwicklung vorhandener Datenformate, Fachvokabulare und Normdaten für die am Konsortium NFDI4Culture beteiligten Disziplinen (Kunstgeschichte und Architektur, Musik-, Theater- und Medienwissenschaft) hat sich in den letzten Monaten auf mehreren Ebenen eine intensive Zusammenarbeit der TA2 (Standards, Datenqualität und Kuratierung) mit der GND (Gemeinsame Normdatei) entwickelt. Die GND ist die größte Normdatensammlung für Kultur- und Forschungsdaten im deutschsprachigen Raum. Sie wird von der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) koordiniert und von Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz kooperativ gepflegt.

Ursprünglich als Arbeitswerkzeug für die Katalogisierung in Bibliotheken entstanden, wächst die Bedeutung von Normdaten im Zuge der digitalen Transformation auch in Forschungskontexten sowie in Archiven und Museen, welche Daten für die Nutzung in wissenschaftlichen Kontexten zur Verfügung stellen. Insbesondere in den mit materiellen und immateriellen Kulturgütern befassten Kultur- und Geisteswissenschaften erlauben Normdaten eindeutige Referenzierungen von Personen, Orten, Körperschaften, aber auch Bau- und Kunstwerken im Sinne von Knotenpunkten, die wiederum eine Vernetzung und Kontextualisierung von Informationen und Wissen ermöglichen. Allgemeingültige, gemeinschaftlich abgestimmte und verifizierte Normdaten sind der ideale Ansatz, um verstreute Kulturgüter, Bibliotheksbestände und Forschungsdaten fächer- und spartenübergreifend digital miteinander zu verbinden. Vor diesem Hintergrund treiben die GND-Partner die konsequente Öffnung des Normdatenangebots für nicht-bibliothekarische Anwendungskontexte voran, für die das Projekt GND für Kulturdaten (GND4C) die Grundlagen legt.

Mit dem Ziel der Standardisierung und Verbesserung der Qualität der Daten, mit denen die von NFDI4Culture vertretenen Fachdisziplinen arbeiten, setzt sich insbesondere die TA2 für deren FAIRness, d. h. ihre verbesserte Auffindbarkeit, Zugänglichkeit, Nachnutzbarkeit und Interoperabilität ein. Diese Anforderungen sind zunehmend auch im Kontext semantischer Technologien wie z. B. Linked Open Data-Anwendungen zu betrachten, für die die Interpretierbarkeit von Daten durch Maschinen eine Voraussetzung ist. Hier spielt die Verknüpfung mit viel verwendeten Normdaten eine Schlüsselrolle. In Kooperation mit der GND können so gleichermaßen fachspezifische Anforderungen an Normdaten diskutiert wie zukunftsfähige Lösungen gemeinsam erarbeitet werden. Im Vordergrund stehen dabei zunächst Werknormdaten für Bauwerke, musikalische Werke und (Multimedia-)Kunstwerke sowie Modellierungskonzepte für Inszenierungswerke mit Ereignischarakter und kontrollierte Vokabulare in den Performing Arts. Dafür haben sich auch durch das Engagement der TA2 von NFDI4Culture jeweils eigene Initiativen herauskristallisiert.

Pilot-Agentur Bauwerke 

Das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg baut im Rahmen des GND4C-Projekts die Pilot-Agentur Bauwerke zur Erfassung von Bauwerken, Denkmälern und anderen ortsfesten Monumente in der GND auf. Es geht einerseits um eine bessere Abdeckung der bislang quantitativ unterrepräsentierten Objekte in der GND, zum anderen aber auch um die Vermittlung von Anforderungen seitens nicht-bibliothekarischer Nutzergruppen an die GND-Kooperative und ihre Gremien. Sie unterstützt damit als Servicestelle insbesondere Akteurinnen und Akteure aus der Denkmalpflege, der Bauforschung sowie der Kunst- und Kulturgeschichte, die sowohl als prospektive Datenlieferanten für die GND oder auch als Nachnutzende in der Forschung und Dokumentation auftreten.

Werknormdaten der Musik

In RISM (Répertoire International des Sources Musicales), dem internationalen Quellenlexikon der Musik, wird schon seit längerem die Notwendigkeit von Werknormdaten diskutiert. Im Rahmen von NFDI4Culture wurde nun eine Kooperation zwischen RISM und der GND angestoßen. Ziel sind die Vernetzung beider Datenhubs, ein kontrollierter Datenaustausch und eine effiziente Datenhaltung.  Der konsequente Einsatz von Werknormdaten würde Forschungsdaten aus dem Bereich Musikwissenschaft nachhaltig qualifizieren.

Forum Performing Arts in der GND

Im Bereich der Performing Arts gibt es mit Blick auf Normdaten noch einigen Klärungsbedarf, da sowohl die spezifischen, zumeist kollektiven Arbeitsweisen als auch die strukturelle Verbindung von Produktions- und  Rezeptionsprozessen mit den gewohnten Kategorien von Werk und Autorschaft kaum hinlänglich zu erfassen sind. Im Zentrum der performativen Praktiken sowie der darauf bezogenen Forschung stehen vielmehr nicht identisch wiederholbare Aufführungen und Prozesse, die als immaterielles Kulturgut mit den von GLAM-Institutionen aufbewahrten Materialien und Dokumenten eine oft kaum eine nachvollziehbare Verbindung aufweisen. Mit der nun begonnen gemeinsamen Verständigung über Begriffe, Vokabulare und die Modellierung von Normdaten für performative Werke/Ereignisse soll die Datenqualität für eine nachhaltige Erforschung der Darstellenden Künste verbessert werden.
Weitere Informationen zu den Aktivitäten: https://home.uni-leipzig.de/gtw-ag-archiv/?page_id=1142

Vermittlung 

Bei den genannten Formen der Zusammenarbeit zwischen NFDI4Culture und der GND rückt neben der Rolle und den Anwendungsmöglichkeiten von Normdaten im Bereich der materiellen und immateriellen Kulturgüter auch immer wieder die Frage nach einer effektiven, gezielten und auch niedrigschwelligen Vermittlung der spezifischen Angebote der GND an die 4Culture-Community in den Vordergrund. Im Austausch werden Lösungen entworfen, die die Nutzung der GND für Forschende ermöglicht bzw. erleichtert. Gemeinsames Ziel ist dabei auch die Weiterentwicklung der GND selbst hin zu einem nachhaltigen sparten- und fächerübergreifenden Angebot. Dazu gehören die Anpassung des Datenmodells und der Erschließungsregeln sowie die Bereitstellung einer Toolbox mit Werkzeugen und Schnittstellen für die Normdatenreferenzierung in nicht-bibliothekarischen Anwendungskontexten. Die Stärkung der Kommunikation mit verschiedenen Interessengruppen und das Sichtbarmachen des GND-Netzwerks sind weitere Ansatzpunkte, um die Arbeit mit Normdaten im Forschungskontext weiter zu festigen. Dazu trägt unter anderem das folgende Tutorial der GND-Kolleginnen bei: https://youtu.be/6zb_eIOUJ-M

Weitere Informationen zur GND-Kooperative und den Möglichkeiten mitzuwirken: https://gnd.network/Webs/gnd/DE/Home/home_node.html