Graustufenfotografie von Menschen im Buchladen

Bibliothek als Ort gesammelten Wissens

"Graustufenfotografie von Menschen im Buchladen"

Wie funktioniert gutes Forschungsdatenmanagement (FDM)? Vor dieser Frage stehen Forschende und Mitarbeitende von Kulturerbe-Institutionen immer häufiger. Zwar gibt es inzwischen Ansprechpartner wie etwa die FDM-Initiativen der Bundesländer oder die Forschungsdatenzentren, wo Forschende allgemeine Informationen finden. Doch wenn GLAM-Einrichtungen speziell kulturwissenschaftlich orientierte Hilfestellungen brauchen, suchen sie oft vergebens – bis jetzt: Denn bei NFDI4Culture finden sie die Culture Knowledge Base, einen niedrigschwelligen Zugang zu fach- oder datenspezifischen Informationen, speziell für den Bereich des materiellen und immateriellen kulturellen Erbes.

Die Culture Knowledge Base ist der zentrale Ort zur Bereitstellung von Handreichungen, Berichten und Spezifikationen von NFDI4Culture und bietet zudem kuratierte Link-Empfehlungen zu hochwertigen und offenen Bildungsressourcen. Alle dort publizierten Handreichungen werden zusätzlich durch eine dauerhafte, nachhaltige und offene Datenpublikation auf Zenodo ergänzt. Ein Beispiel dafür ist die Einführung in das Forschungsdatenmanagement in den Kunst-, Kultur- und Geisteswissenschaften.

Am Erstellungsprozess der Ressourcen der Culture Knowledge Base beteiligen sich auch die Communities von NFDI4Culture und bilden so ihre Bedarfe und Erfahrungen direkt ab. Bereits während des Schreibprozesses erfolgt eine inhaltliche Abstimmung mit weiteren Expert:innen des jeweiligen Themas. Durch Versionierung und eine in die Knowledge Base integrierte Review-Funktion kann die Community die stete Qualitätskontrolle unterstützen und ein Austausch mit den Nutzenden stattfinden.

Die Ermittlung von aktuellen Bedarfen und die gelungene Zusammenarbeit lässt sich anhand des "Leitfadens für die nachhaltige Entwicklung und Nutzung von Forschungssoftware" aufzeigen, der Ende 2022 publiziert wurde: Die Handreichung entstand unter aktiver Beteiligung des Expert:innen-Forums des NFDI4Culture-Aufgabenbereiches Forschungswerkzeuge und Datendienste. Gemeinsam wurden Lücken im fach- und datenspezifischen Informationsangebot identifiziert. In der Handreichung werden in kurzer und übersichtlicher Form die Handlungsbereiche für FAIRe Softwareentwicklung und -nutzung erklärt. Seit ihrer Veröffentlichung wurde die Datenpublikation der Handreichung bei Zenodo bislang über 417 Mal aufgerufen, innerhalb der Culture Knowledge Base 306 Mal.

So ein prägnanter und direkter Leitfaden für unsere Community der Digital Humanities war ein absolutes Desiderat. Es ist eine wirklich tolle Informationsquelle, die sowohl als Checkliste als auch als Einführung dient.

Portrait Fernanda Alvares Freire

Fernanda Alvares Freire | Universität Rostock

Ein weiterer Aspekt, der gutes Forschungsdatenmanagement ausmacht, ist die dauerhafte Aufbewahrung von Forschungsdaten, die sogenannte digitale Langzeitarchivierung (dLZA). Auch in diesem Zusammenhang haben Forschende und Kulturerbe-Institutionen häufig Fragen, welche nun dank der Zusammenarbeit von NFDI4Culture und Community in einer eigens dafür entwickelten Handreichung beantwortet werden: Wie kann ich meine Projektdaten nachhaltig publizieren und was bedeutet "Langzeitarchivierung" genau? Gibt es speziell auf Forschungsdaten des materiellen und immateriellen Kulturerbes zugeschnittene digitale Archive? Was sollte ich tun, um meine Daten für eine Langzeitarchivierung vorzubereiten?

Diese und weitere Fragen beleuchtete NFDI4Culture gemeinsam mit der Community zunächst auf verschiedenen Foren, welche in die Langzeitarchivierung einführten (beispielsweise Forum #2) oder die Community gezielt danach fragte, wie die Forschenden ihre Daten archivieren und publizieren (#3). So entstand der Entwurf der Handreichung "Grundlagen der digitalen Langzeitarchivierung. Eine Handreichung zur digitalen Langzeitarchivierung aus Perspektive der NFDI4Culture Community".

In Spezialveranstaltungen zu Persistenten Identifikatoren (#5) oder 3D-Daten (#4) wurden die Teilnehmenden auf diese Handreichung hingewiesen und steuerten unschätzbare Korrektur-, Literatur- und Veranstaltungsvorschläge bei, die anschließend in die Weiterentwicklung der Handreichung einflossen. Angeregt durch eine ausführliche Rezension aus dem Landesamt für Archäologie Sachsen wurde beispielsweise der Abschnitt zur Bewertung der Archivwürdigkeit von Forschungsdaten deutlich erweitert.

Anschließend ging es für die Handreichung zur digitalen Langzeitarchivierung in die offene Begutachtungsphase. Institutionelle Anbieter wie das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, die sich zum aktuellen Zeitpunkt selbst mit dem Aufbau eines Langzeitarchivs beschäftigen, brachten ihre Bedarfe aus der Praxis direkt in die Handreichung mit ein und regten die Aufnahme weiterer Inhalte an. Auch die Teilnehmenden der vier Community-Foren gaben erneut wertvolle Rückmeldungen. Einige boten sich sogar als Gutachter:innen für die Open-Review-Phase an.

Als positiver Nebeneffekt der Entwicklung der Handreichung konnten fehlende Fachbegriffe zur Langzeitarchivierung bei Wikidata und Gemeinsame Normdatei (GND) identifiziert und erweitert bzw. ergänzt werden.

Die Zugriffszahlen auf die Handreichung zur Langzeitarchivierung bei Zenodo zeigen, wie stark die Unterstützung gerade bei diesem Thema nachgefragt wird: Bereits in den drei ersten Monaten seit ihrer Veröffentlichung wurde sie über 2800 Mal aufgerufen. Darüber hinaus wurde die Handreichung in die Arbeitsgruppe Langzeitarchivierung der NFDI-Sektion "Common Infrastructures" eingebunden.

Der Erfolg der engen Verbindung des Konsortiums mit seiner Community bei der gemeinsamen Erarbeitung von Richtlinien zeigt sich sowohl an einzelnen Handreichungen, als auch an der Culture Knowledge Base insgesamt. Vor allem die dynamische Integration von Feedback weist auch für zukünftige Projekte einen vielversprechenden Weg für nutzerorientierte Verbesserungen.

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